Harri Schemm: Der radikale Provinz-Künstler aus Nürnberg
Ein Porträt über das kreative Vermächtnis eines außergewöhnlichen Multitalents

Einführung
Harri Schemm war mehr als nur ein Künstler – er war Performer, Maler, Satiriker und ein kulturelles Phänomen, das die Nürnberger Kunstszene über Jahrzehnte hinweg prägte. Seine Werke sind geprägt von Humor, Farbgewalt und einem tiefen Bezug zum Alltag. Mit dem von ihm gelebten „Radikalen Provinzialismus“ bewies er, dass große Kunst nicht aus Großstädten kommen muss – sondern aus dem Herzen des Alltäglichen.
Ob im Kunstverein, auf der Straße oder in seinem legendären „Chinesischen Kiosk“ – Harri Schemm verwandelte seine Umgebung in eine Bühne. Er verstand es, mit Pinsel, Tusche und Performance gesellschaftliche Beobachtungen zu kommentieren und den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Kurze Biografie-Tabelle
Feld | Details |
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Vollständiger Name | Harri Schemm |
Geburtsjahr | 1958 |
Geburtsort | Nürnberg, Deutschland |
Sterbedatum | August 2024 |
Alter beim Tod | 66 Jahre |
Nationalität | Deutsch |
Ethnie | Deutsch / Europäisch |
Akzent | Fränkisch / Hochdeutsch |
Ausbildung | Grafikdesign, Fachhochschule Nürnberg |
Frühere Berufe | LKW-Fahrer, Buchhändler, Handwerker |
Künstlerische Richtung | Radikaler Provinzialismus, Trash Art, Performance |
Bekanntestes Werk | Chinesischer Kiosk |
Reiseeinflüsse | Indien, Brasilien, Marokko, Island, USA |
Auszeichnungen | Kulturpreis der Stadt Nürnberg |
Bekannte Partner | Dan Reeder, Oskar Koller |
Tätig von | 1988 – 2024 |
Harri Schemm wurde 1958 in Nürnberg geboren. Er wuchs in einem kulturell lebendigen Umfeld auf und zeigte schon früh Interesse an kreativen Ausdrucksformen. An der Fachhochschule Nürnberg absolvierte er ein Studium im Bereich Grafikdesign und sammelte gleichzeitig Erfahrungen in verschiedenen handwerklichen und kaufmännischen Berufen.
Neben der Gestaltung arbeitete er unter anderem als Buchhändler, LKW-Fahrer und Handwerker – Erfahrungen, die sein Kunstverständnis maßgeblich prägten. Sie gaben ihm einen bodenständigen Blick auf die Welt, den er später künstlerisch verarbeitete.
Künstlerischer Werdegang
Beginn der Karriere
Ab 1988 widmete sich Harri Schemm vollständig der freien Kunst. Er entwickelte schnell einen unverwechselbaren Stil, der sich durch eine Kombination aus Witz, Alltagsnähe und künstlerischer Vielfalt auszeichnete. Seine ersten Ausstellungen umfassten Malerei, Siebdrucke, Poesie und Fotografie.
Radikaler Provinzialismus
Schemm war ein führender Vertreter des „Radikalen Provinzialismus“. Dieser Begriff beschreibt seine künstlerische Philosophie, den Alltag und das Regionale in den Mittelpunkt zu rücken. Seine Werke thematisierten bewusst das Leben vor der eigenen Haustür – nicht das internationale, sondern das authentisch Lokale.
Berühmte Werke und Performances
Der „Chinesische Kiosk“
Das wohl bekannteste Werk von Harri Schemm ist der Chinesische Kiosk. Seit Mitte der 1990er-Jahre setzte sich der Künstler in traditioneller chinesischer Kleidung in ein leuchtend rotes Büdchen und fertigte auf Wunsch Tuschezeichnungen mit humorvollen „Weisheiten“ an. Ein Beispiel: „Das Hamsterrad sieht von innen aus wie eine Karriereleiter.“
Weitere Performances
Auch außerhalb des Kiosks sorgte Schemm für Aufsehen: So schleuderte er beispielsweise Lachssäcke auf Baustellen oder fuhr als weiß gekleideter „Elefant“ mit dem Mofa durch die Nacht. Diese Aktionen waren stets gesellschaftlich durchdacht – provokativ, aber nie ohne Charme.
Internationale Reisen und Einflüsse
Obwohl tief mit seiner fränkischen Heimat verbunden, war Schemm ein weit gereister Künstler. Er besuchte Länder wie Indien, Peru, Mexiko, Marokko, Brasilien, Thailand, die USA, Island, Italien und Griechenland. Seine Reiseeindrücke verarbeitete er in farbenfrohen Aquarellen und Reisetagebüchern.
Besonders stark prägte ihn Indien. Dort reiste er regelmäßig seit Anfang der 1990er-Jahre und dokumentierte in Skizzen und Aquarellen seine Erlebnisse – unter anderem gemeinsam mit dem Nürnberger Künstler Oskar Koller in der Ausstellung “far, far away – Reisebilder Indien”.
Ausstellungen und Auszeichnungen
Harri Schemm stellte in zahlreichen Galerien und Kunsthäusern aus. Wichtige Ausstellungen fanden im Raum für zeitgenössische Kunst in Nürnberg sowie im Rahmen der „Blauen Nacht“ 2008 statt, wo er eine aufsehenerregende Lichtinstallation präsentierte.
Für seine Arbeit wurde er unter anderem mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet. Er war ein wichtiger Teil der Künstlergemeinschaft rund um die „Nürnberger Schule“.
Letzte Jahre und Vermächtnis
In seinen letzten Jahren war Schemm weiterhin aktiv, wenn auch gesundheitlich zunehmend eingeschränkt. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, neue Werke zu schaffen und junge Künstler zu inspirieren.
Am 14. August 2024 verstarb Harri Schemm im Alter von 66 Jahren. Sein Tod wurde in der Kulturszene als schwerer Verlust empfunden. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das seine Freude an der Kunst, seine Ironie und seine Liebe zum Leben widerspiegelt.
Nachwirkung und Bedeutung
Harri Schemms Vermächtnis lebt weiter – in seinen Bildern, Performances und dem Gedankengut des radikalen Provinzialismus. Seine Kunst war zugänglich, lebendig und zutiefst menschlich. Für viele gilt er als Symbolfigur für eine Kunst, die mit Humor und Tiefgang gleichermaßen überzeugt.
Heute inspirieren seine Werke eine neue Generation von Künstlern, die sich nicht scheuen, Alltägliches zum Thema zu machen – immer mit einem Augenzwinkern, ganz in Schemm’scher Manier.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wer war Harri Schemm?
Harri Schemm war ein deutscher Künstler aus Nürnberg, der für seine humorvollen Performances und farbintensiven Werke bekannt war. Er war ein Vertreter des „radikalen Provinzialismus“.
Was ist der „Chinesische Kiosk“?
Ein Kunstprojekt, bei dem Schemm in einem roten Büdchen individuelle Tuschezeichnungen mit humorvollen Sprüchen anfertigte – in Anlehnung an fernöstliche Ästhetik.
Welche Länder beeinflussten seine Kunst?
Vor allem Indien hatte großen Einfluss auf sein Werk. Aber auch Reisen nach Brasilien, Marokko, Island und in die USA spiegeln sich in seinen Aquarellen wider.
Welche Auszeichnung erhielt er?
Harri Schemm wurde mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg geehrt – eine Würdigung seiner langjährigen künstlerischen Arbeit.
Wann ist Harri Schemm gestorben?
Er verstarb am 14. August 2024 im Alter von 66 Jahren nach langer Krankheit.